Einfluss der Entlüftung des Plabutschtunnels auf die Stickstoffdioxid Belastung im Westen von Graz
Aufgrund einer Anfrage seitens des Umweltamtes der Stadt Graz wurden die aktuelle Belastung im Bereich der Portale des Plabutschtunnels erhoben sowie mögliche Auswirkungen auf die Luftqualität im Westen von Graz geprüft, die eine erneute Lüftungs- umstellung von der derzeitigen Portalentlüftung auf die früher praktizierte Schachtentlüftung haben könnte.
Auslöser für die hier als Bericht vorliegenden Untersuchungen waren Anrainerbeschwerden über vermeintlich hohe Schadstoffbelastungen durch die beiden Entlüftungsschächte des Plabutschtunnels, die allerdings seit der Inbetriebnahme der 2. Tunnelröhre im Herbst 2004 nicht mehr der Tunnel- entlüftung dienen. Die Tunnelabluft wird nunmehr durch den Selbstentlüftungseffekt durch den Fahrzeugschub über die beiden Portale abgeführt.
Die Basis für die vorliegende Untersuchung bildeten sowohl umfangreiche Modellrechnungen als auch Vergleiche mit Ergebnissen des Grazer Luftgütemessnetzes. Zusätzlich wurden mobile Luftgütemessungen im Bereich der Vs Jägergrund und im Bereich des Südportales des Plabutschtunnels durchgeführt. Als Leitparameter für eine mögliche Belastung durch die Tunnelabluft diente der für Verkehrsemissionen typische Schadstoff Stickstoffdioxid (NO2).
Die mobile Messstation VS Jägergrund bestätigte mit einer zu erwartenden geringfügigen Überschreitung des Jahresmittelgrenzwertes nach dem IG-L von 30µg/m³ das an der kontinuierlichen Messstation Graz-West gemessene NO2-Konzentrationsniveau. Dieses liegt zwar höher als im Norden von Graz, wo bessere Durchlüftungsverhältnisse vorherrschen, ist aber doch merklich unter dem Niveau im Zentrum oder im Süden von Graz.
An der mobilen Station beim Südportal des Plabutschtunnels wurden deutliche Grenzwertüber-schreitungen nach dem IG-L für den Halbstundenmittelwert und den Jahresmittelwert sowie für den Zielwert des Tagesmittels registriert . Der starke, lokale Einfluss der aus dem Portal ausströmenden Tunnelabluft in diesem Bereich wurde bestätigt.
Die Modellrechnungen zeigen ebenfalls eine stark erhöhte NO2-Belastung im Bereich der Portale, wobei beim Südportal durch den zusätzlichen Einfluss stark befahrener Straßen die Konzentra- tionen höher lagen. Die Belastungen liegen bei den nächsten Anrainern beider Portale über dem Grenzwert des IG-L, beim Südportal auch über dem höheren Grenzwert (40µg/m³) der Luftreinhaltelinie der EU.
Eine Änderung der Abluftführung über die Schächte würde bei den nächsten Anrainern in diesem Bereich eine leichte Erhöhung der jahresdurchschnittlichen NO2- Belastung von 2-3 µg/m³ bewirken. Grenzwertüberschreitungen können ausgeschlossen werden. Unmittelbar bei den beiden Portalen würde sich bei den nächsten Anrainern eine signifikante Verbesserung zwischen 15 und 20 µg/m³ im Jahresmittel ergeben.
Es muss jedoch festgehalten werden, dass diese Entlastung von ca 0,1 km² - insgesamt ist im Großraum Graz eine Fläche von mehr als 58 km² von NO2-Grezwertüberschreitungen betroffen - einen enormen Energieaufwand erfordert, der wiederum mit Emissionen von Luftschadstoffen und Treibhausgasen sowie hohen Kosten verbunden wäre.