Immissions-Wirkungserhebungen mit dem Grünkohlverfahren
Graz und Leoben 2000 - Kurzfassung
Bestimmte Pflanzen sind in der Lage, Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen und zu speichern. Für die Messungen in Graz und Leoben wurde Grünkohl eingesetzt. Mit dem "Grünkohlverfahren" - einem Verfahren nach dem aktiven Biomonitoring - wird die Anreicherung von fettlöslichen, organischen Luftschadstoffen in der ausgeprägten Wachsschicht der Grünkohlblätter mit chemisch-analytischen Methoden quantitativ nachgewiesen.
Im Raum Leoben soll überprüft werden, ob die Sanierungsmaßnahmen im Werk Donawitz der VOEST-Alpine die erwarteten positiven Auswirkungen haben. In Graz steht der Schadstoffeintrag durch den Verkehr im Vordergrund.
Die sehr frostresistenten Pflanzen wurden im Oktober 2000 im Stadtgebiet von Graz an zwei Messpunkten sowie in Leoben-Donawitz an drei Messpunkten für 2 Monate exponiert. Der Spätherbst wird deshalb gewählt, weil einerseits die biologischen Vorgänge in den Pflanzen noch in ausreichendem Maß vorhanden sind, andererseits die Wetterlagen zu dieser Jahreszeit schon höhere Schadstoffeinträge erwarten lassen.
Bei den Messungen nach dem Grünkohlverfahren handelt es sich um Stichprobenmessungen über den Expositionszeitraum. Die Ergebnisse werden einerseits durch die Emissionen, andererseits durch die Wetterverhältnisse (Ausbreitungssituationen) bestimmt.
Im Vergleich zu den Vorjahren zeigte sich bei den Dioxinen und Furanen an den Donawitzer Messpunkten doch eine deutliche Zunahme der Belastung. Dies wurde insofern nicht erwartet, da seit der letzten Erheb- ung wesentliche Maßnahmen zur Emissionsreduktion umgesetzt wurden. In Graz wurde eine gleichblei- bende Tendenz registriert.
Die in Graz und Leoben ermittelten Homologen-Profile unterscheiden sich deutlich. Während in Graz ein ubiquitär verbreitetes Muster auftritt, weisen die Homologen-Profile in Leoben Donawitz auf eine spezifische Emissionsquelle hin.
Ein sehr ähnliches Bild zeigten die Verläufe der Benzo(a)pyren-Konzentrationen in Donawitz. Auch hier waren die Werte höher als in den vergangenen Jahren. Am verkehrsnahen Punkt Don Bosco traten die höchsten Werte auf. Die gemessenen Werte sind durchwegs als mittlere Belastungen einzustufen.
Bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ergaben sich zu den Messungen des Jahres 1998 keine wesentlichen Änderungen. Die Bewertung ergibt niedrige bis mittlere Konzentrationen.
Nach wie vor Probleme gibt es bei der Stoffgruppe der polychlorierten Biphenyle. Hier wurde an allen fünf Messpunkten der Richtwert knapp überschritten. Über die Herkunft dieser Belastungen herrscht Unklarheit, da der Einsatz dieser Substanzen seit vielen Jahren verboten ist und als Quelle im Wesentlichen nur verunreinigte Altstoffe in Frage kommen.