Immissions-Wirkungserhebungen mit dem Grünkohlverfahren
Graz und Leoben 2002
Die TÜV Süddeutschland Bau und Betrieb GmbH wurde vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung beauftragt, im Jahr 2002 in Graz und Leoben Immissions-Wirkungserhebungen mit dem Grünkohlverfahren zur Ermittlung der Belastung der Luft mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAH), Benzo(a)pyrenen, polychlorierten Biphenylen (PCB) und Dioxinen/Furanen (PCDD/F) durchzuführen.
Mit dem Grünkohlverfahren - ein Verfahren des aktiven Biomonitorings - wird die Anreicherung von fettlöslichen organischen Luftschadstoffen erfasst. Die organischen Schadstoffe reichern sich in der ausgeprägten Wachsschicht der Grünkohlblätter an, wo sie mit chemischanalytischen Methoden quantitativ nachgewiesen werden können.
Die Immissions-Wirkungserhebungen mit dem Grünkohlverfahren wurden 2002 an 5 Messpunkten durchgeführt. Zwei der 5 Messpunkte liegen in Graz, drei in Leoben. Messpunkt 1 liegt im Süden von Graz und Messpunkt 3 im südöstlichen Kerngebiet der Landeshauptstadt. Die Messpunkte 4, 5 und 6 liegen in Leoben im Ortsteil Donawitz.
Die Gesamt-PAH Anreicherungen lagen zwischen einem für Stadtrandgebiete typischen "mittleren" (Leoben -Donawitz/Kindergarten) und einem für extrem stark belastete Standorte typischen "sehr hohen" Wirkungsniveau (Leoben-Donawitz/Voest Süd). Die festgestellten Benzo(a)pyrengehalte erreichten ein für ländliche Gebiete und Stadtrandgebiete bzw.für städtische Gebiete typisches Wirkungsniveau. Auffallend ist der ansteigende PAH- und BaP-Trend an den Messpunkten 5 (Leoben-Donawitz/ Voest Süd) und 6 (Leoben-Donawitz / Voest West).
Bezüglich des PCB-Gehaltes wiesen die exponierten Grünkohlpflanzen an allen 5 Messpunkten sehr ähnliche Profile auf. Ein eindeutiger zeitlicher Entwicklungstrend ist nicht abzuleiten. Vielmehr belegen die Daten eine anhaltend messbare Belastungssituation auf einem bisher gleichbleibenden Niveau.
Die Anreicherung von PCDD/F ist - wie auch bereits in den Vorjahren festgestellt - in Leoben wesentlich höher als in Graz. Die ermittelten Homologen-Profile unterscheiden sich deutlich.Während in Graz ein ubiquitär verbreitetes Muster auftritt, weisen die Homologen-Profile in Leoben auf eine spezifische Emissionsquelle hin. Hinsichtlich des zeitlichen Entwicklungstrends ist in Graz eine eher gleichbleibende Tendenz festzustellen, während die Anreicherungen in Leoben, insbesondere am Messpunkt 6 (Leoben-
Donawitz / Voest West), seit dem Jahr 2000 drastisch zunehmen und aktuell mit 9,09 ng ITE/kg
die insgesamt höchste Anreicherung, knapp unterhalb des Interventionswertes, erreichen.