"Aquella" Hartberg
Bestimmung von Immissionsbeiträgen in Feinstaubproben
In Hartberg wurden mehrfach Überschreitungen des PM10 Grenzwert- kriteriums beobachtet. In Österreich erfordert die Überschreitung eines IG-Luft Grenzwerts eine Statuserhebung mit einer Analyse der Verursacher zur Einleitung von geeigneten Maßnahmen, um die Überschreitungen in Zukunft vermeiden zu können.
Anders als bei den gasförmigen Luftschadstoffen ist die Erkennung von Quellenbeiträgen zum PM10 Aerosol aufgrund der unterschiedlichen Entstehung und komplexen Zusammensetzung von Partikeln ein mehrdimensionales Problem, das nicht mehr durch Betrachten der Messwerte selbst gelöst werden kann. Als Lösungsmöglichkeit wird die Anwendung eines Chemischen Massenbilanzmodells (CMB) vorgeschlagen, welches mit Hilfe eines statistischen Verfahrens und der Anwendung von gemessenen Quellenprofilen eine Rekonstruktion der Beiträge der wichtigsten, in einer Vorauswahl ermittelten Aerosolquellen ermöglicht. Basierend auf den Erfahrungen mit dem CMB-Modell wurde im Rahmen von AQUELLA ein eigenes Aerosolquellen-Modell, das Makrotracer-Modell entwickelt und erfolgreich angewendet.
Die Beprobung für das Projekt AQUELLA - Hartberg erfolgte vom Februar - Juni 2005. In den Proben wurden Ruß (EC), organischer Kohlenstoff (OC), Ionen, Spurenmetalle, ausgewählte polare und apolare Verbindungen, sowie als organische Makrokomponenten Levoglucosan, Cellulose und „humic like substances" (HULIS) analysiert.
Die Quellenproben - v.a. Straßenstaub - wurden mit einem für das gegenständliche Projekt entwickelten PM10-Elutriator präpariert und für die Gewinnung von Quellenprofilen analysiert. Aus anderen Projekten werden die Quellenprofile für Holzrauch, landwirtschaftliche Stäube, Baustellen- und Küchenaerosole sowie Pflanzendebris gewonnen. Für Sekundäraerosole (anorganisch und organisch) sind keine weiteren Profilerstellungen erforderlich.
Die Analysenwerte der Beprobungsstandorte wurden der Makrotracer-Analyse unterzogen, mit welcher bereits eine relativ gute Aufklärungsrate der PM10-Anteile von ca. 85-90% erzielt werden konnte.
Die Ergebnisse des CMB-Modells bestätigten die Makrotracer-Daten. Zusätzlich wurden Anteile von Küchendämpfen und von Bremsabrieb ermittelt.
Die bedeutendsten Feinstaub- Quellen an Überschreitungstagen an der Messstelle Hartberg sind:
- Winterlicher Straßenstaub mit Splittanteilen
- Sulfat- und Nitrataerosol (mit Ferntransportanteilen)
- Nicht erklärte organische Anteile, vermutlich aus der Verbrennung von festen Brennstoffen
- Holzrauch / Biomasse Rauch
- KFZ-Emissionen incl. Reifen-, Bremsabrieb, Off-Road u.a. fossile Quellen
Die Differentialanalyse an anderen Messstellen ergibt, dass der Stadteinfluss beim Sulfat- und Nitrataerosol vergleichsweise gering ist, so dass für Reduktionsmaßnahmen in Hartberg v.a. folgende Bereiche verfolgt werden sollten:
- Maßnahmen beim Winterdienst und sonstiger Staubbekämpfung insbesondere in der kühlen Jahreszeit;
- Maßnahmen bei Einzelfeuerungen von Biomasse und anderen festen Brennstoffen (v.a. mit Scheitfeuerung, bzw. Feuerung mit teilweiser Rauchentwicklung);
- Unterstützung der EU Vorhaben bei der Reduktion von PM und NOx Emissionen bei Neufahrzeugen.
- Unterstützung der EU Vorhaben bei der Reduktion von SO2 und NOx Emissionen in neuen Beitrittsländern
Die relativ hohe Mineralstaubbelastung deutet darauf hin, dass generell dem Bereich der klassischen Staubbekämpfung erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Die Anteile an Holzrauch liegen in Hartberg bei etwa 12 % vom PM10. Wie man die Holzrauch-Emissionen reduzieren kann, sollte interdisziplinär mit Fachleuten des Immissionsschutzes und der Holzwirtschaft erörtert und untersucht werden.
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